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Inspirierende Texte verschiedener Autoren

Märchen vom Liebe machen
Es war einmal vor vielen tausend Jahren, da ... "waren die Körper von Mann und Frau ständig von einer herrlichen goldenen Kugel umgeben. Vom Solarplexus ausstrahlend, breitete sie sich sichtbar bis über den Kopf aus, bis in den Boden hinein und über die ausgestreckten Arme hinaus. Der Schein der Frauen war von einem etwas tieferen Gold als das der Männer. Aber beide hatten dieselbe blendende, edle und wunderschöne Qualität.
Die Frau war reine Liebe der heitere, passive Pol menschlicher spiritueller Liebe auf Erden. Der Mann, der aktive und positive Pol, war auch Liebe, aber nicht die reine Liebe im gleichen Sinn. Seine Liebe war die reine Autorität - das maskuline Prinzip als Beschützer der Liebe oder der Frau auf der Erde. Er bzw. seine Liebe waren dafür verantwortlich, dass die goldene, göttliche Qualität der Liebe zwischen Mann und Frau erhalten blieb.
Die Brillanz ihrer Lichtkreise reflektierten jederzeit die Intensität oder Reinheit dieser Liebe. Ihr körperliches Lieben war ekstatisch. Die so erzeugte göttliche Energie war so mächtig, dass die Lichtkreise ihrer Körper nach dem Liebesakt mit unglaublicher Pracht leuchteten. Dieser aus sich selbst leuchtende Schein spiritueller Liebe, der in beiden durch körperliche Vereinigung erzeugt wurde, war der Ausdruck ihrer göttlichen irdischen Natur. ...
Die goldene Energie war ihre Art der Kommunikation, gleich, ob sie zusammen oder getrennt waren. Die Ausdehnung ging weit über die sichtbare Grenze hinaus, und jeder war dadurch in ständiger, ungestörter Verbindung mit dem anderen, in Schweigen und Stille, im gemeinsamen Bewusstsein reiner Liebe.
Wenn einer der beiden neue Energie benötigte, zog es Mann und Frau zueinander und sie machten Liebe. Als die einzigen beiden bewussten physischen Pole der Liebe auf der Erde erhellten und regenerierten sie sich gegenseitig. Er erweckte ihre Liebe zu neuem Leben, während sie seine Liebe und Autorität erneuerte.
Die Kommunikation zwischen ihnen war so perfekt, dass sie der Sprache nicht bedurfte. Die Sprache entwickelte sich erst, als Männer und Frauen begannen, das Lieben zu vergessen und sich in Zeiten zu verlieren, wo sie anderes taten, nämlich die Welt zu erbauen. So vergaßen Männer und Frauen, wie sie immer sie selbst sein können, und als sie es versäumten, sich göttlich körperlich zu lieben, verlor ihr Bewusstsein die goldene Verbindung. Sie mussten über den sich zwischen ihnen entwickelnden Abstand hinweg beginnen zu sprechen. Und dann entstanden aus der Distanz des Sprechens die Missverständnisse und Emotionen. Als die Zeit oder Lieblosigkeit in die Körper von Mann und Frau eindrang, ersetzte die Sprache die Unmittelbarkeit und Fülle der Liebe. Das Vokabular wuchs immer weiter an.
Statt Liebe zu sein, erklärten sie -Ich liebe dich. Und ersetzten die Liebe durch viele Worte. ..."
Aus Sehnsucht nach dem goldnen Schein der verlorenen Liebe bewegen sie sich immer wieder aufeinander zu. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann suchen sie noch heute.
aus: Barry Long, Sexuelle Liebe auf göttliche Weise
 
Der Prinz und der Zauberer
Es war einmal ein junger Prinz, der glaubte an alles, mit Ausnahme von drei Dingen. Er glaubte nicht an Prinzessinnen, er glaubte nicht an Inseln, er glaubte nicht an Gott. Sein Vater, der König, sagte ihm, dass es solche Dinge nicht gäbe. Da es im Reich seines Vaters weder Prinzessinnen noch Inseln und auch keine Spur von Gott gab, glaubte der Prinz seinem Vater.
Aber eines Tages lief der Prinz vom Palast fort und kam in das Nachbarland. Zu seinem Erstaunen sah er vor jeder Küste Inseln und auf diesen Inseln fremde, beunruhigende Wesen, die er nicht zu benennen wagte. Als er nach einem Schiff Ausschau hielt, kam ihm am Strand ein Mann in voller Abendgala entgegen.
„Sind das echte Inseln?" fragte der junge Prinz.
„Natürlich sind das echte Inseln", sagte der Herr in Abendgala.
„Und jene fremden und beunruhigenden Wesen?"
„Das sind echte und leibhaftige Prinzessinnen."
„Dann muss es auch Gott geben", rief der Prinz.
„Ich bin Gott, antwortete der Herr in Abendgala mit einer Verbeugung.
Der junge Prinz kehrte, so schnell er konnte, wieder nach Hause zurück.
„Du bist also zurückgekehrt", sagte sein Vater, der König.
„Ich habe Inseln gesehen, ich habe Prinzessinnen gesehen, ich habe Gott gesehen", sagte der Prinz vorwurfsvoll.
Der König war ungerührt. „Weder gibt es wirkliche Inseln noch wirkliche Prinzessinnen noch einen wirklichen Gott."
„Ich habe sie gesehen!"
„Sag mir, wie Gott gekleidet war."
„Gott trug volle Abendgala."
„Waren die Ärmel seines Fracks hochgeschlagen?"
Der Prinz entsann sich, dass sie es gewesen waren. Der König lächelte. „Das ist die Kleidung eines Magiers. Du bist getäuscht worden."
Darauf kehrte der Prinz ins Nachbarland zurück und ging an den selben Strand, wo er abermals auf den Herrn in Abendgala traf.
„Mein Vater, der König, hat mir gesagt, wer Sie sind", sagte der Prinz empört.
„Sie haben mich letztes Mal getäuscht, diesmal aber nicht. Jetzt weiss ich, dass das keine echten Inseln und echten Prinzessinnen sind, denn Sie sind ein Magier."
Der Herr am Strand lächelte. „Du hast dich getäuscht, mein Junge. In deines Vaters Reich gibt es viele Inseln und viele Prinzessinnen. Du bist aber unter deines Vaters Bann, so dass du sie nicht sehen kannst."
Nachdenklich kehrte der Prinz heim. Als er seinem Vater begegnete, sah er seinem Vater ins Gesicht.
„Vater, stimmt es, dass du kein echter König bist, sondern nur ein Magier?"
Der König lächelte und schlug seine Ärmel zurück. „Ja, mein Sohn, ich bin nur ein Magier."
„Dann war der Herr am anderen Strand Gott."
„Der Herr am anderen Strand war ein anderer Magier."
„Ich muss die Wahrheit wissen, die Wahrheit jenseits der Magie."
„Es gibt keine Wahrheit jenseits der Magie."
Der Prinz war von Trauer erfüllt, Er sagte: „Ich werde mich umbringen."
Durch einen Zauber ließ der König den Tod erscheinen. Der Tod stand in der Tür und winkte dem Prinzen. Der Prinz erschauerte. Er erinnerte sich der schönen aber unwirklichen Inseln und der unwirklichen aber schönen Prinzessinnen.
„Also gut“, sagte er, „Ich kann es ertragen.“
„Du siehst mein Sohn", sagte der König, „auch du beginnst, ein Magier zu sein."
Aus: Metasprache und Psychotherapie, Die Struktur der Magie I, Richard Bandler, John Grinder (Nachgedruckt aus The Magus von John Fowles, Dell Publishing Co., Ine, S. 499-500)
©Esther du Vinage, PRAXIS Lust-am-Sein, Kurbrunnenstr. 30, 52066 Aachen
Stand: 2024-03-20
Kontakt: kontakt@lust-am-sein.de